Im Innenraum der groessten Synagoge auf der iberischen Halbinsel, der Synagoge Kadoorie Mekor Chajim in Porto |
Anhand der Architektur und Ausstattung der größten Synagoge auf der iberischen Halbinsel erfuhren wir viel über die Grundelemente des jüdischen Glaubens. So erklärte unser Referent Hugo Miguel Vaz zum Beispiel das Bilderverbot in der Synagoge, die mit ornamentalen Schmuckelementen ausgestattet ist. Wir durften einen Blick auf die Thorarollen werfen, sonst hinter den hohen Türen des Thoraschreins verborgen, und lernten die Bedeutung des Menorah-Leuchters kennen, dessen sieben Arme die Tage der Schöpfung symbolisieren.
Wir hörten, welche Regeln, Riten und Feste den jüdischen Lebenskreis bestimmen und wie diese Traditionen heute in Porto gelebt werden. Aber auch die Geschichte der jüdischen Gemeinschaft in Portugal, der Kadoorie-Synagoge und ihres Gründers Capitão Barro Bastos war Thema. Die zahlreichen Fragen aus unserer Gruppe an Hugo Miguel zeigten, dass das Interesse gross war. Der Nachmittag unseres Besuches ging jedenfalls im Nu vorüber.
Wer noch mehr über das Thema Judentum erfahren will, ist herzlich eingeladen: Am Donnerstag, 3. April 2014 um 20 Uhr im Haus der Begegnung geht es noch einmal um den jüdischen Glauben, u.a. mit Hilfe eines Filmbeitrags von Prof. Dr. Hans Küng, Tübingen.
Wer noch mehr über den Besuch in der Synagoge erfahren moechte, kann hier den ausführlichen Bericht von Pfr. Dr. Udo Grub lesen.
Eine große Gruppe aus der evangelischen Gemeinde versammelte sich Sonntag, 16.02. 2014 an der Sinagoga „Kadoorie Mekor Chajim“, zu Deutsch „Quelle des Lebens“. Hugo Miguel Vaz, Geschichtswissenschaftler, begrüßte unsere Gruppe freundlich an der Eingangspforte und geleitete sie in die Synagoge.
Wir bewunderten
den großen Innenraum, ausgestaltet mit bunten Azulejo-Kacheln. Hohe Fenster
erstrecken sich über den Gebetsraum. In der Mitte krönt eine 14 m hohe Kuppel
den festlichen Gebetssaal.
Hugo
Miguel Vaz sprach auf Portugiesisch zu uns. Dankenswerterweise übersetzte
Carina Serra gekonnt und prägnant ins Deutsche. Das war wichtig, weil einige
von uns sonst nichts verstanden hätten.
Hugo
Miguel Vaz machte darauf aufmerksam: Es befinden sich keine Bilder in der
Synagoge, aufgrund des alttestamentlichen Bilderverbots: „Du sollst Dir kein
Bildnis machen, weder von dem was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf
Erden, noch von dem, was unter der Erde ist. Bete sie nicht an und diene ihnen
nicht! “ (Exodus 20, 4f). Also gibt es keine Bilder, wohl aber wunderschöne
ornamentale Ausschmückungen und Texte aus der Thora in goldenen Buchstaben.
Für
den jüdischen Glauben und Gottesdienst ist die Thora, heilige Schrift der fünf
Bücher Mose, besonders wichtig. Zunächst zeigte uns Hugo Miguel Vaz eine Thorarolle
in Miniaturformat. Dann aber öffnete Kantor Emanuel zu aller Freude den großen Thoraschrein. Darin
standen sechs von kostbaren Stoffen umhüllte
Thorarollen, eine mit der silbernen Lesehilfe in Form eines Arms. Dieser
Anblick war tief bewegend und zeigte uns deutlich die große Verehrung, die jüdische
Gläubige der Thora entgegenbringen.
Hugo
Miguel Vaz erklärte uns weiter die Bedeutung der „Menorah“, des siebenarmigen
Leuchters: Jeder Arm des Leuchters steht
für einen der sieben Schöpfungstage, gipfelnd im„Schabbat“, dem siebten Tag
der Schöpfung. Die Bibel berichtet, dass Gott an diesem Tag von seinem
Schöpfungswerk ruhte: „So vollendete
Gott am siebenten Tag seine Werke und ruhte am siebten Tag von all seinen
Werken, die er gemacht hatte. Und Gott segnete den siebten Tag und heiligte ihn“
(Genesis 2,2f). So feiern die Juden den
Sabbat als Tag der Ruhe, der Besinnung, der Erholung und des Gottesdienstes.
Gespannt
und interessiert folgten wir den Ausführungen von Hugo Miguel Vaz. Auch
einen Chanukka-Leuchter zeigte er uns: Es ist der Leuchter des jüdischen
Lichterfestes Chanukka, mit acht Armen.
Schließlich erzählte uns Hugo Miguel Vaz die Geschichte der Synagoge: 1938 wurde die Synagoge vom portugiesischen Armeegeneral Arturo de Barros Basto festlich eingeweiht. Er, selbst Nachfahre von sogenannten „Marranen“ - Zwangskonvertierten aus dem Mittelalter - war beseelt vom Traum eines sich neu sammelnden, aufblühenden Judentums in Portugal. Das eindrucksvolle Gebäude, viel zu groß für die kleine Gemeinde, steht exemplarisch für diesen Traum.
Barros Basto versammelte die wenigen jüdischen Familien in Porto und gründete die Gemeinde im Jahr 1927. Er plante die Rückkehr aller portugiesischen Marranen. Die Kirche betrachtete seine Bemühungen, die „Neuchristen“ wieder in die jüdische Gemeinschaft zu integrieren, mit großem Argwohn. So erfüllte sich sein Traum leider nicht. Der General wurde angefeindet, verleumdet und 1937 schließlich unehrenhaft aus dem Militär entlassen. In den 30er-Jahren koordinierte Barros Basto den Exodus deutscher und osteuropäischer Juden über Portugal in die USA und erwarb sich damit den großen Verdienst an der Rettung von 100.000 Juden vor den Schergen des Nazi-Regimes.
Vor
einigen Jahren gelang es, vom
portugiesischen Parlament eine Rehabilitierung von General Barros Basto post
mortem zu erwirken - ein spätes Zeichen der Anerkennung, dass die Verleumdungen
gegen Barros Basto ungerechtfertigt waren.
Nach der letzten Volksumfrage bezeichneten
sich rund 7000 Menschen als jüdisch.
Eine Überraschung, weil der Synagogengemeinde offiziell gerade einmal 1000 Juden in ganz Portugal
bekannt sind. Zur jüdischen Gemeinde Porto
gehören etwa 200 Personen. In Belmonte nahe der spanischen Grenze und weiteren
Kleinstädten der Provinz Beira-Baixa hatten jüdische Traditionen im Verborgenen
überlebt. So wurde dort 1998 die“ Sinagoga Bet Eliahu“ 500 Jahre nach der Zwangschristianisierung eingeweiht.
Zum Schluss dankte Pfr. Dr. Udo Grub dem hervorragenden Referenten Hugo, dem Kantor und der Übersetzerin Carina sowie dem zahlreichen Publikum für die große Aufmerksamkeit trotz eisiger Kälte und die rege Beteiligung mit vielen Fragen, auf die Hugo Miguel Vaz gerne einging.
Fast zwei Stunden dauerte die Besichtigung und für die Konfirmandengruppe ging es im Barros Basto Saal noch weiter. In kleiner Runde arbeiteten die jungen Leute die vielen Informationen auf und berichteten von ihren Eindrücken.
Eindrücke Sammeln heisst es für die Konfirmanden im Anschluss an den Vortrag |