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Informationsabend zum Thema "Christen und Juden in Portugal"

Wir waren sehr erfreut, dass Hugo Miguel Vaz uns zum dritten Mal als fachkundiger Referent zur Verfügung stand. Am Donnerstag, 8. Mai 2014, referierte er vor einem interessierten Hörerkreis zum Thema „Geschichte der Juden und jüdischen Gemeinden in Portugal“.

Was wir an diesem Abend lernen konnten:
In Portugal gab es  eine sehr viel liberalere und freundlichere Haltung gegenüber den Juden als vergleichsweise in Spanien. Diese resultierte noch aus der Zeit der islamischen Regierung, von der die Juden beispielsweise Landbesitz erwerben konnten. Nach der Reconquista unterstützten die ersten portugiesischen Könige ebenfalls die Juden. Sie schätzten sie wegen ihrer Kultur, ihrem wissenschaftlichem Standard, ihrer Finanzkraft. So erhielten Juden einflussreiche Stellen im Staat, sogar Ministerämter. Dieses positive und konstruktive Miteinander hielt sich bis zum Jahr 1492. Dann führte die Hochzeit König Manuels I. zu einer Wende. Manuel sollte und wollte die spanische Prinzessin heiraten. Das führte zu einem starken Druck, den  Isabel von Spanien ausübte:  Die Juden sollten innerhalb einer bestimmten Frist das Land verlassen oder zum Katholizismus konvertieren. Viele Juden emigrierten in die Niederlande und nach Nord-Deutschland, besonders Hamburg. Es kam auch zu „Zwangstaufen“. Dadurch kamen zu den alteingesessenen Christen die „Neuen Christen“ hinzu, genannt „Marranen“. König Manuel blieb  indes erfinderisch, Juden im Land zu behalten und zu unterstützen.
Die Situation verschärfte sich 1536 mit dem Aufkommen der Inquisition. Für die Inquisitoren galt der jüdische Glaube wie der neu aufgekommene Protestantismus als Irrlehre, die verfolgt werden musste. Es kam zu Inquisitionsprozessen gegen Juden in Porto, Lissabon und Coimbra,  -  mit den damaligen unmenschlichen Methoden: Folter, Erpressen von Geständnis und Denunziationen unter Folter, Verbrennungen auf dem Scheiterhaufen.  1504 kam es zu einem grausamen Pogrom in Lissabon gegen Juden und auch gegen „Marranen“.  Von 1580 bis 1660 dauerte die spanische Herrschaft über Portugal. Das war für die Juden eine schlimme Zeit. Unter Josef I. wurde verfügt, dass Juden in der Öffentlichkeit einen gelben Hut tragen mussten. Im Jahr 1821 wurde die Inquisition in Portugal aufgehoben. Danach gab es „tolerierte Juden“, ebenso wie „tolerierte Protestanten“. Ende des 19. Jahrhunderts gab  es eine große jüdische Gemeinde in Lissabon, wo 1904 eine erste Synagoge gebaut wurde,  -  allerdings mit der Auflage, dass das Gebäude an einer unauffälligen Stelle stehen musste. Auch in Belmonte an der spanischen Grenze ließen sich viele Juden nieder.  Wenig später, im Jahr 1923, gründete General Barros Bastos in Porto eine jüdische Gemeinde.  1938 konnte die große Synagoge in Porto eingeweiht werden.
Im Jahr 1926 begann das faschistische Regierungssystem Salazars. Allerdings unterschied sich dieses vom deutschen Faschismus, weil es niemals direkt etwas gegen die Juden unternahm. Im Gegenteil: über Portugal konnten auch durch die Hilfe von General Barros Bastos 150 000 Juden nach Südamerika oder in die USA der Verfolgung entkommen. In den neunziger Jahren wurde in Belmonte die 3. Jüdische Gemeinde gegründet. Dort befindet sich auch ein sehenswertes jüdisches Museum.

Hugo Michael Vaz bot uns somit eine Menge an wichtigen und interessanten Informationen. Elke und Udo Grub dankten ihm im Namen der evangelischen Gemeinde und kündigten  für den Herbst einen zweitägigen  Gemeindesausflug nach Belmonte an. Hugo Miguel Vaz erklärte sich erfreulicherweise spontan bereit, an diesem Ausflug als sachkundiger Experte teilzunehmen.