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Frost und Feuer am Jahresende: Silvesterandacht

Ein Eindruck von der Andacht am Silvesterabend

Neben dem Weihnachtsfest gab es eine weitere besonderen Veranstaltung, zu der sich Christen in Porto in der letzten Woche des Alten Jahres 2017 getroffen haben. Völlig unterschiedlich die beiden Orte und demzufolge auch völlig unterschiedlich Rahmen und Charakter, in dem beides stattfand: In der Cedofeita zum Heiligen Abend und im Gemeindezentrum in Gaia am Silvester. In den dicken Gemäuern der alten Kirche im Stadtzentrum von Porto war es ziemlich frisch –  Frost sozusagen, und am letzten Tag des Jahres wurde ein Feuer angezündet, um Beichtzettel zu verbrennen – das Feuer eben.

Das Gemeindehaus ist erst wenige Jahre alt. Der Gottesdienstraum wurde als ein Mehrzweckraum gestaltet. Ich weiss von Leuten, die sich erst langsam an diese Art  gewöhnen mussten. Das kann ich nachvollziehen: es gibt keine eindeutige Prägung für Andacht und Gottesdienste. Dafür aber  ist es ein Ort den man vielfältig gestalten kann: durch das Aufstellen der Stühle ergibt sich die Bestimmung: In einer zentralen Anordnung mit Blick nach vorne, wenn dort Kerzen, Kreuz, Abendmahlsgerät sichtbar sind, dann ist klar: Gottesdienst, wie man ihn aus jeder Kirche her kennt. Man kann die Stühle aber auch in einen Kreis stellen. Dann wird das eine andere Gemeinschaft, eine Runde von Leuten, gestaltet um ein Zentrum herum – etwas, was so nur in einem nicht festgelegten Raum möglich ist.

Die Mitte des Kreises war am Silvester ein Kerzenkreuz in dem ein roh zusammengezimmertes Holzkreuz ausgelegt war. Jeder hat für sich Gedanken aus dem vergehenden Jahr 2017 gesammelt, aufgeschrieben, in einen Umschlag gesteckt und aufs Kreuz gelegt. Wie ja verheissen ist, Schweres ans Kreuz bringen zu dürfen. Dort lagen die beschwerten oder gar giftigen Zettel bis zum letzten Lied, dann nahm jeder einen Umschlag, brachte ihn nach draussen zu einem angezündeten Feuer, wo all das belastete Material dem Feuer übergeben wurde. Wärmend und fröhlich, während das Übel in der Mitte verbrannte. Ich bin überzeugt, das anschliessende Glas Sekt hatte schon etwas Unbeschwertes vom Neuanfang!

Pfarrer Michael FJ Decker, Porto

Mit den Beichtzetteln die Lasten des alten Jahres verbrennen