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Auf dem roten Sofa: Dr. Michael Decker, unser Pastor


Hallo Ihr Lieben,
wir starten in unsere Reihe "Auf dem roten Sofa"! Das markante Möbelstück aus unserem Kaminzimmer kennt Ihr sicherlich - die Menschen darauf könnt Ihr in dieser Serie besser kennenlernen. Wir zeigen Euch die Leute, die unsere Gemeinde in ganz unterschiedlichen Rollen, mal hinter den Kulissen, mal im Rampenlicht mitgestalten

Heute: Unser Gemeindepfarrer Dr. Michael Decker! Obwohl er schon viel gereist war, Hochseesegeln und Alpenüberquerung zu seinen Lebenserfahrungen gehören, war Porto für Michael noch vor vier Jahren ein weisser Fleck auf der Landkarte. Eher zufällig hörte er von der Möglichkeit, dass sich Ruhestandpfarrer ins Ausland verpflichten lassen können.

Im September 2017 ist er in die Pfarrwohnung direkt im Gemeindezentrum eingezogen - zunächst eigentlich für 10 Monate. Aus denen sind nun drei Amtszeiten bei uns geworden! :)

Und was ist dabei seine wichtigste Aufgabe? "Mein wichtigstes Mandat ist die Botschaft vom Himmel auf Erden zu reden", sagt Michael. Ausdrucksstark, aktiv und pragmatisch geht er diese Aufgabe an. Wir alle kennen seine packenden Predigten und sein offenes Wort, mit dem er sich jedem Einzelnen in der Gemeinde zuwendet, im und ausserhalb des Gottesdienstes. Er setzt auch kreative und interaktive Formen der Andacht und des Gottesdienstes um, die im Gedächtnis bleiben, gerade bei Festen wie Taufe oder Konfirmation, oder an besonderen Tagen wie dem Jahresende.

Vor allem macht er sich auf den Weg zu seinen Schäfchen, meldet sich wie jetzt in der Coronazeit bei jedem einzelnen per Telefon. Besucht, wer weiter weg wohnt oder nicht in die Gemeinde kommen kann. Wendet sich dem Menschen zu. Kaum in die Öffentlichkeit dringt seine Arbeit an verlorenen Menschen. Michael erzählt zum Beispiel von einem jungen Mann, Vater Palästinenser, holländische Mutter, deutscher Pass, der in portugiesischer Untersuchungshaft landet. Zu mehreren Jahren Haft verurteilt wird. Der Mutter in ihrer Not fällt die Kirche ein und bittet um Hilfe. Als Pfarrer tritt Michael in den Gesichtskreis und besucht den jungen Mann mehr als zwei Jahre lang im Gefängnis.

Ein anderer Deutscher lebt seit Jahren auf der Strasse, ein Schlaganfall raubt ihm die Sprache. Er wird Pflegefall. Hat keine Heimat in Deutschland, keinenWohnsitz in Portugal. Keine Angehörigen oder Freunde. Bis er über das Konsulat in eine Einrichtung nach Deutschland gebracht werden kann, besucht ihn Michael in Krankenhaus und Pflegeeinrichtung.

Aber deutsche Auslandsgemeinden sind längst nicht mehr nur für deutschsprachige Menschen zuständig, sind keine Inseln deutscher Sprache und Kultur im Gastland. Michael beschreibt das so: "Seit Jahren verändert sich das: immer mehr Mitglieder leben mit einem Partner des Landes in Ehe oder Partnerschaft. Sie leben ständig hier und haben mit ihren Familien einen portugiesischen Alltag. In Zukunft glaube ich deshalb: Zunehmend bekommt die deutsche Gemeinde eine Brückenfunktion zwischen deutscher Sprache und Kultur und unserem Gastland Portugal. Dass die Gemeinde dabei lebendig bleibt: das wünsche ich sehr."

Nach drei Amtszeiten wird Michael im Juni 2020 wieder nach Deutschland zurückkehren. Wir hoffen aber darauf, dass wir trotz der Einschränkungen durch die Coronakrise am 21. Juni unser Sommerfest mit ihm feiern können!

Darauf freuen sich jetzt schon
Carina und Tanja vom online-Team