Es gibt sie fast in jedem Haushalt: die Kramschublade. Mal gröĂer, mal kleiner findet man darin Brauchbares, Kaputtes und Dinge mit dem Titel âIch weiĂ (noch) nicht, wohin damitâ. Sogar die AufrĂ€umprofis raten dazu, so eine Schublade beizubehalten. Da wohnt der Holzhirte mit abgebrochenem FuĂ, die Postkarte, die ein Schmunzeln auf das Gesicht zaubert, und das fast vergessene Rezept (zum sofort Ausprobieren). Auch verstaubte Korken oder ein kleiner Engel
So klein wie ein Streichholz
Dieser hier ist ein bisschen gröĂer als eine Streichholzschachtel. Seine FlĂŒgel und sein Körper sind aus GlasstĂŒcken zusammengesetzt. Sie sind mit Silberdraht verlötet. Er ist so klein, dass er mĂŒhelos in jede HandflĂ€che passt. Eine weite Reise hat er hinter sich, er kommt aus Bethlehem. Der Engel aus Glas ist ein sogenannter Scherbenengel.
Seine Geschichte begann vor etwa 20 Jahren. Damals waren die StraĂen von Bethlehem voller Glasscherben. Die Stadt hatte gelitten unter Panzerbeschuss und Luftangriffen. Eine Welle der Gewalt zwischen Israelis und PalĂ€stinensern hatte sich ĂŒber der kleinen Stadt entladen. HĂ€user wurden zerstört, kaputte Fensterscheiben lagen auf den StraĂen, Zeichen fĂŒr Krieg und Zerstörung. Irgendjemand begann, die Scherben aufzusammeln. Sie wurden sortiert, gereinigt und geschliffen.
Seine Geschichte begann vor etwa 20 Jahren. Damals waren die StraĂen von Bethlehem voller Glasscherben. Die Stadt hatte gelitten unter Panzerbeschuss und Luftangriffen. Eine Welle der Gewalt zwischen Israelis und PalĂ€stinensern hatte sich ĂŒber der kleinen Stadt entladen. HĂ€user wurden zerstört, kaputte Fensterscheiben lagen auf den StraĂen, Zeichen fĂŒr Krieg und Zerstörung. Irgendjemand begann, die Scherben aufzusammeln. Sie wurden sortiert, gereinigt und geschliffen.
Zeichen des Friedens
In christlichen Begegnungszentren wurden sie kunsthandwerklich verarbeitet und sorgsam eingefasst. Aus Scherben wurden Engel, - bunte Figuren, Symbole der Hoffnung und des Friedens. Per Post landeten die kleinen Friedensbotschafter in der ganzen Welt. Heute gibt es sie immer noch in einem kleinen Laden in der Altstadt von Bethlehem zu kaufen.
Gut ist die Lage dort noch lange nicht. Eine groĂe kahle Betonmauer verlĂ€uft mitten durch die Stadt und erinnert daran, wie weit der Frieden entfernt ist. Die Scherbenengel sind dagegen verschwindend klein. Aber es gibt sie. Und sie sind bunt. Wie Hoffnungszeichen. So erzĂ€hlt es Iris Macke.
Gut ist die Lage dort noch lange nicht. Eine groĂe kahle Betonmauer verlĂ€uft mitten durch die Stadt und erinnert daran, wie weit der Frieden entfernt ist. Die Scherbenengel sind dagegen verschwindend klein. Aber es gibt sie. Und sie sind bunt. Wie Hoffnungszeichen. So erzĂ€hlt es Iris Macke.
Die Zeit am Jahresende
Die Tage âzwischen den Jahrenâ sind fĂŒr mich etwas Ăhnliches wie eine Kramschublade. Vieles geht mir durch den Sinn in Erinnerung an dieses Jahr, das fast zu Ende ist: Ereignisse im GroĂen global Weltzusammenhang und im Kleinen, in meinem persönlichen Leben.
Scherben gibt es, Schmerzliches, VersÀumtes, Verluste, Bedrohliches und Verletzliches. Und Gutes, Mutmachendes, Heilsames, Verbindendes, Fröhliches und Hoffnungsvolles gibt es auch.
Und Ăberraschendes, wie unerwartetes Engagement, KreativitĂ€t, mutiger Protest und Einsatz fĂŒr andere und fĂŒr die Erde, - im Kleinen wie im GroĂen.
Kleiner Begleiter
Einen Glasengel hatte ich geschenkt bekommen kurz vor meiner Reise nach Portugal, er begleitet mich hier. Erst jetzt habe ich erfahren, dass es ein Scherbenengel ist. âZwischen den Jahrenâ haben Scherben und Kunstwerke Platz, Altes und Neues gehören dazu. Auch Zweifel und Glaube. Und manchmal ein Gebet beim âKramenâ in dem Jahr 2021.
Bewahrung und Segen wĂŒnsche ich Ihnen, und einen echten oder auch in Gedanken ausgemalten Scherbenengel.
Bewahrung und Segen wĂŒnsche ich Ihnen, und einen echten oder auch in Gedanken ausgemalten Scherbenengel.
Angelika Richter,
Pfarrerin der deutschsprachigen evangelischen Kirchengemeinde in Porto