Direkt zum Hauptbereich

😊 NACHGEFRAGT bei Christa Eisele: wie war die Gemeindetagung ?

 

Im September 2022 gab es eine ganz besondere Einladung von unserer Schwestergemeinde im Algarve: die Gemeinde war Gastgeber der diesjĂ€hrigen Gemeindetagung mit dem spannenden Thema “Wie jĂŒdisch ist das Christentum”.
GĂ€ste aus allen 4 Deutschen Ev. Gemeinden in Portugal kamen zu dieser Tagung nach Carvoeiro, an die Westalgarve, so auch Mitglieder aus unserer Gemeinde in Porto.

In unserer neuen Reihe 'NACHGEFRAGT' haben wir uns mit unserem langjĂ€hrigen Gemeindemitglied Christa Eisele ĂŒber ihre Teilnahme an der Tagung unterhalten und darĂŒber, welche Impulse die Tagung bei ihr ausgelöst hat.

Das Thema der diesjĂ€hrigen Gemeindetagung - Wie jĂŒdisch ist das Christentum - hat Christa Eisele bereits im Vorfeld besonders angesprochen.
Bibelfest und belesen, stehen Christa Eisele die historischen ZusammenhĂ€nge zwischen Judentum und Christentum schon lange klar vor Augen. Sie verweist auf die grosse geschichtliche Linie dieser beiden Religionen, die im Alten Testament beginnt. Judentum und Christentum sind durch ihren gemeinsamen Stammvater Abraham verbunden. Besonders wichtig ist Christa das gemeinsame Gottesbild von Juden und Christen. 
Auch im Neuen Testament finden sich klare Hinweise auf den jĂŒdischen Ursprung des Christentum: Jesus und alle seine JĂŒnger waren Juden. Und die ersten AnhĂ€nger Jesus im 1. Jahrhundert fĂŒhlten und bezeichneten sich selbst als jĂŒdisch, besuchten die Synagogen und feierten die jĂŒdischen Feste. 

WĂ€hrend der Tagung gab es neue Einblicke
Die Referentin der Tagung, Pastorin i. R. Katharina von Bremen, ging in ihrem Vortrag nicht nur auf die Apostelgeschichten, sondern vor allem auf das SelbstverstĂ€ndnis der Christen in den letzten Jahrhunderten ein und darauf, inwieweit sich die heutigen Christen von ihren jĂŒdischen Wurzeln entfernten. 
Als Beispiel zeigte Pastorin von Bremen wĂ€hrend der Tagung eine Kopie des GemĂ€ldes „Der zwölfjĂ€hrige Jesus im Tempel“ von Max Liebermann, das 1879 einen ungeheuren Skandal auslöste. Von Bremen: "Das GemĂ€lde zeigte einen unverkennbar jĂŒdischen Jesusknaben mit dunkleren Haaren und SchlĂ€fenlocken inmitten von gespannt zuhörenden MĂ€nnern in einer Synagoge, die eher ins zeitgenössische 19. Jahrhundert gehören könnte. Die öffentliche, antisemitisch getrĂ€nkte Empörung war so groß, dass sich Liebermann gezwungen sah, sein Bild zu ĂŒbermalen. Dieses heute in der Hamburger Kunsthalle hĂ€ngende Bild zeigt einen ordentlich in weißer Tunika gekleideten Jesus mit schulterlangen blonden Haaren. Liebermanns selbstbewusstes Judentum, das Jesus ganz in die eigene Tradition stellen konnte, war dem dominanten Christentum unvorstellbar."

Mitnehmen und Vertiefen in Alltag
FĂŒr die Zukunft hat sich Christa Eisele einiges vorgenommen. Sie möchte das Thema Juden- und Christentum weiter vertiefen. WĂ€hrend der Tagung wurden die wichtigsten jĂŒdischen Feiertage besprochen und so nimmt Christa auch fĂŒr sich selbst einige Anregungen und VorsĂ€tze mit:
  • in Anlehnung an den Sabbat, möchte sie in Zukunft den Sonntag noch bewusster als Feiertag wahrnehmen.
  • im Mittelpunkt des jĂŒdischen Pessach Fest steht die Dankbarkeit fĂŒr Gottes Erlösungswerk, eine gute Erinnerung daran, dass wir Dankbarkeit nicht nur fĂŒhlen sondern sie auch ausdrĂŒcken sollten.
  • der höchste jĂŒdische Feiertag ist Jom Kippur, an dem alle schlechten Taten des vergangenen Jahres gebeichtet und von Gott verziehen werden. In jedem Fall bedarf es zur Vergebung von SĂŒnden wahrer Reue, weshalb die Zeit zwischen Neujahr und Versöhnungstag den Bitten um Verzeihung gewidmet ist - fĂŒr Christa Eisele eine schöne Anregung fĂŒr die Advents- und Weihnachtszeit.

Zu Hause in der christlichen Gemeinschaft am Algarve
Das Ehepaar Eisele nimmt bereits so viele Jahre regelmĂ€ĂŸig an der jĂ€hrlichen Gemeindetagung teil - sei es in Lissabon, Madeira, Algarve oder in ihrer Heimatstadt Porto - dass eine Teilnahme immer mit einem GefĂŒhl des "nach Hause kommen" verbunden ist. So fĂŒhlten sie sich auch dieses Jahr wieder von der Gemeinde am Algarve herzlich willkommen geheißen.
Christa Eisele hat besonders der Start der Tagung am Freitag gefallen, der schöne Gottesdienst mit Pastorin i. R. Katharina von Bremen und ihre Gedanken zum Sabbat, den jĂŒdischen Ruhetag.
Ein sehr gelungener Abschluss des gemeinsamen Treffens war dann auch die Predigt von Pfarrerin Christina Gelhaar am Sonntag, bevor sich die Teilnehmer wieder in alle portugiesischen und deutschen Winde verstreuten. Christa Eisele erinnert sich: "Ich sehe sie noch vor mir, wie sie uns mit froher Mine auffordert, 'Sorgenwerfer' zu werden. Die Gedanken dieser Predigt halte ich mir immer wieder vor Augen."




Vielen Dank an Christa Eisele -  
das Interview fĂŒhrte Tanja Mutert 
vom Online Team der DEKP.