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Geistlicher Impuls zum Osterfest von Pfarrerin Ute Clamor



Malen Sie die Auferstehung!

„Malen Sie die Auferstehung!“ Diesen Auftrag erhielt der Künstler Uwe Pleninger, als der Hochaltar in meiner früheren Kirche, der Klosterkirche Vechta, vor einigen Jahren umgestaltet und die Figur des auferstandenen Christus eine „Etage“ höher auf die Spitze des Altars gestellt werden sollte. Darunter fehlte nun das Bild der Auferstehung.
„Malen Sie die Auferstehung!“ – eine sehr schwierige Aufgabe, wenn nicht gar ein unmögliches Unterfangen, oder?
Aber der Künstler hat „durchgeblickt“ und die Aufgabe gelöst – und ich finde, er hat es gut gemacht. Er hat das Unsichtbare, Unbeschreibliche in eine sichtbare, bedeutungsvolle Form übertragen: Wir sehen das leere Grab, wir sehen schwach die Andeutung der leeren Grabplatte, denn alles Vorausgegangene wird in den Schatten gestellt, wir sehen das Dunkel durchbrochen von strahlendem Licht. Irgendwie wirkt der Altar mehrdimensionaler, da scheint ein Ausweg zu sein hin zum Auferstandenen. So, als könnten wir durch das zweidimensionale Bild schauen und erahnen, was dahintersteckt.

Der Künstler deutet die Auferstehung als Tor zum Licht in der Dunkelheit. Recht hat er, finde ich: Ostern lenkt unseren Blick über den Horizont hinaus zum Licht, zum neuen Tag. Menschen, die traurig und hoffnungslos nach unten blicken, wird der Kopf gehoben und eine neue Dimension gezeigt: „Sieh nicht zurück, schau nach vorn.“
Ostern beginnt ja gerade im Morgengrauen, mit Trauer und Entsetzen und tiefer Verunsicherung. Die Frauen tappen „im Dunkeln“. Sie glauben an den Tod. Sie stehen vor einer schwarzen Wand, und wehmütig blicken sie zurück. Eine Friedhofsgeschichte, wie wir sie immer wieder erfahren. Doch da geht die Sonne auf. Und die Frauen finden im dunklen Ort des Grabes ein helles Licht, das ihnen eine neue Perspektive schenken wird. Aber noch erkennen sie nicht.
Auch wir leben vielleicht so, als wollten wir Christus konservieren und einbalsamieren und rechnen nicht mit seinem Aufleben in unserem Leben, mit überraschendem Lichtblick, mit einem Neuanfang. Wir rechnen nicht damit, dass unsere sichtbare Welt durchlässig wird für die unsichtbare Wirklichkeit und wir den auferstandenen Christus erfahren.
Die Frauen am Ostermorgen werden in ihr gewohntes Alltagsleben zurückgeschickt. Und erst da begegnen sie dem Auferstandenen - und erhalten eine neue Lebensperspektive.

Auferstehung: Ein Märchen, Hirngespinst, Illusion oder Halluzination? Nein – immer wieder gemachte Erfahrung – schon jetzt, mitten im Alltag!
Ich wünsche Ihnen und euch, dass Ihr/ euer Leben eigene österliche, hoffnungsfrohe Bilder malt.

Ein gesegnetes, frohes Osterfest mit vielen „Lichtblicken“ wünscht
Ute Clamor