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Geistlicher Impuls zur Passionszeit von Pfarrerin Ute Clamor


 







Das Kreuz

Ein kleines Kind geht mit seiner Mutter durch die Stadt. Plötzlich fragt das Kind seine Mutter: „Was ist denn das für ein Pluszeichen auf dem Turm dort?“ und deutet auf einen Kirchturm.

Unwissentlich hat das Kind damit eine wichtige Wahrheit über das Kreuz ausgesprochen.

Das Kreuz ist das Erkennungszeichen der Christen – und es steht im Focus während er Passionszeit, den sieben Wochen vor Ostern, in denen wir über das Leiden und Sterben Jesu am Kreuz nachdenken.

Das Kreuz - ein positives Zeichen: Zeichen unserer Rettung.
Es steht mitten in unserer Welt.
In dem horizontalen Balken hat es die Welt in sich,
in dem vertikalen Balken, der von oben kommt,
durchkreuzt es die Welt.
Es durchkreuzt unsere Grenzen,
es durchkreuzt unsere Vorstellungen von Gott.
Wenn es nur den horizontalen Balken des Kreuzes gäbe,
dann wäre es kein Kreuz,
dann wäre es ein großes Minus-Zeichen:
Zeichen der Sinnlosigkeit, der Leere, Zeichen des Leidens.
Mit dem Balken aber, der von oben kommt, wird es zum Kreuz, zum Plus-Zeichen, zum Zeichen der Liebe und des Lebens.

Wenn meine Augen nur an dem horizontalen Balken
des Kreuzes entlanggehen,
wenn sie nur den Horizont dieser Welt entlangfahren,
dann drückt die Bewegung meines Kopfes ein Nein aus.
Wenn wir nur diese Welt sehen,
dann können wir nur den Kopf schütteln über die Ungereimtheiten und die hoffnungslosen Rätsel der Welt und unseres Lebens.

Erst die andere Bewegung, von oben nach unten und wieder nach oben, ergibt ein Ja.
Erst wenn ich diese Welt sehe und Gott, wenn ich die Welt sehe und Gottes Liebe zu ihr, sein Ja zu ihr, ergibt es ein Kreuz, das den liebenden Gott und die heillose Welt zusammenbringt.

Das Kreuz - ein Zeichen des Leidens, ein Zeichen des Todes. Aber ein Zeichen dafür, wie die Liebe das Leiden aushält, wie Gott diese Welt aushält und sie so verwandelt.
Und damit ist das Kreuz ein Zeichen des Lebens.
Das Kreuz ist ein Zeichen dafür, dass Liebe stärker ist als Leiden, Leben stärker ist als der Tod.

Darauf vertraute Jesus. Das durchlitt und erlebte er.

Weil wir wissen, dass wir Zeichen brauchen, Zeichen für seine Gegenwart und Zeichen für die Hoffnung, darum denken wir an das Kreuz.

Bei einer Taufe zeichne ich mit dem Taufwasser ein Kreuz auf die Stirn des Täuflings: „Nun steht dein Leben unter dem Zeichen des Kreuzes Jesu Christi. Ein großes Plus über deinem Leben – ein Hoffnungszeichen!“

Liebe Wünsche für diese Wochen von
Ute Clamor